Ich bin Atheistin aber nach meiner Geschichte über den Messwein (Vino da Messa) und Önologen des Papstes kreuzt der Vatikan schon wieder meinen Weg. Und das nicht, weil es zu Weihnachten so viele kirchliche Andachten und Priesterworte gab, sondern weil „meine“ Clementinen nun auch auf der Tafel Seiner Heiligkeit, Papa Francesco landeten. Unglaublich. Vat-I-can (berlinerisch gesprochen: wat ick kann), kann wohl auch der Papst, nämlich sich eine leckere italienische Clementine aus der Provinz von Cosenza, in der Region Kalabrien schmecken zu lassen.
OK, die Wege des H…., ehm der Clementinen gehen bei uns beiden schon eine etwas andere Richtung. Ich habe den tüchtigen Produzenten der „Easy Peeler“, Aldo Salatino in Facebook kennengelernt. Ich habe ihm vertraut und mir 2014 zum ersten Mal 60 Kilogramm schicken lassen für Familie, Freunde und für mich. Nun bin ich im zweiten Jahr mit meiner Adoption dabei.
Eine Clementine für den Vatikan
Der Papst erhält sie auch schon im zweiten Jahr aber als Geschenk einer Signora, bei der ein Besuch Seiner Heiligkeit in Sibari am Ionischen Meer am 21. Juni 2014 einen so starken Eindruck hinterließ, dass sie ihm den Baum Nummer 21 reserviert hatte und ihm fortan jedes Jahr 30 Kilogramm zukommen lässt. Nun kann man dem Heiligen Vater nicht einfach etwas schicken, auch nicht für umsonst. Zuerst muss man höflich anfragen, sein Anliegen genau schildern, erklären wer man ist und warum und wieso man will, was man will und dann noch um die exakte Lieferadresse bitten. „I can“ reicht da nicht; es muss dir eben noch erlaubt werden von einem wachsamen Monsignore, zuständig für die Staatsgeschäfte des Vatikans mit „Du darfst“. Sie schreiben es natürlich etwas umständlicher aber man versteht es trotzdem, wenn man Italienisch kann.
Die Adoption eines Clementine-Baums
Aldo Salatino, als Biobauer mit starken kommunikativen und organisatorischen Fähigkeiten und hervorragender Reputation, erhielt natürlich die Erlaubnis, seine „Clementine di Calabria IGP“ an den Vatikan zu liefern. Eine wertvolle PR-Maßnahme für Aldo und seine Initiative „Adottaunclementino“ (Adoptiere einen Clementine-Baum). Und sie zeigt gleich die beiden Modi, mit denen man Freude schenkt: Entweder sich selbst oder einem Menschen, der einem am Herzen liegt. Die personalisierte Adoptionsurkunde geht dann mit den Clementinen direkt an den Empfänger der Ware, so oder so. Für jede Adoption wird zudem ein kleiner Teil an die Krebsforschung gespendet.
Ich, Franziskus und Johannes Paul
Das gesunde, schmackhafte Fruchtfleisch der Clementine aus Kalabrien wird nun sowohl in Berlin von mir, als auch in Rom oder besser der Vatikanstadt und wohl auch von Papst Franziskus selbst gegessen. Das ist schon erstaunlich, nachdem ich 2008 den Wein getrunken hatte, der noch für seine Heiligkeit Papst Johannes Paul II bestimmt war. Sechs Flaschen vom Messwein des drei Jahre zuvor verstorbenen Pontifex Maximus waren damals noch beim Önologen Giovanni Russo vorhanden, von denen er eine bei meinem Besuch öffnete. Giovanni Russo ist leider im April 2013 ebenfalls verstorben, bevor ich ihn noch einmal besuchen konnte, nach meinem letzten Telefonat im März 2013. In meinem Artikel aus 2008 kann man noch seine Stimme hören, denn er ist mit Audio-Zitaten unterlegt.
Rom, Berlin, der Mauerfall und die Zahl 89
Und wer das jetzt alles schon als sehr mystisch empfindet, dem setze ich noch einen drauf: Der Clementine-Baum, der mir in diesem Jahr zugewiesen wurde, trägt die Nummer 89. Schon wieder so ein unergründlicher Zufall, ’89, das Jahr eines epochalen Ereignisses: der Mauerfall in Berlin. Was für ein Zeichen. Doch dazu gibt es eine andere Geschichte, die in Rom spielt.
Trotz all dieser fast schicksalhaften Zufälle werde ich nun bestimmt nicht gläubig, Aber ich glaube an die vielen kleinen Bauern, die sich – nicht nur in Italien – täglich abmühen, uns ein gesundes, naturbelassenes Produkt zur Verfügung zu stellen. Genau darum werde ich weiterhin bei Aldo bestellen und habe den Baum Nummer 89 adoptiert.
Qualität für Puristen: Clementine und andere Zitrusfrüchte
Die Initiative „Clementine-Adoption“ von Aldo Salatino ist die Antwort auf den ständigen Preisverfall und das Preisdiktat der Handelsunternehmen. Durch den Direktverkauf und Versand (innerhalb Italiens dauert die Zustellung 48 bis 72 Stunden, von Italien nach Deutschland 4 bis 5 Tage), kann man sicher sein, ein unbehandeltes und frisch (direkt vor dem Versand) geerntetes Produkt zu erhalten, von dem man die Herkunft kennt. Ab 25 kg Mindestbestellmenge gibt es noch ein Zertifikat mit der Nummer des Baumes und deren Geodaten.
Um den Preis niedrig zu halten, zertifiziert er seine Früchte weder als IGP noch als biologisch, sie sind jedoch naturbelassen und kommen aus einem idealen Habitat für Clementinen, der Sibari-Ebene (Piana di Sibari), aus Corigliano Calabro, einer Gegend, bekannt für die hohe Qualität seiner Zitrusfrüchte. Sie sehen zwar nicht immer so geleckt aus, wie die aus dem Supermarkt in Deutschland aber ihr Innenleben schmeckt herrlich fruchtig-süß und ist äußerst saftig. Etwas für Puristen, denen vor allem Geschmack und Fairness am Herzen liegen.
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Fotos – wenn nicht anders dort angegeben – von Aldo Salatino.
Eine nette Idee: Ich adoptiere einen Baum.
Die Geschichte zeigt aber auch, dass abseits aller geprüften oder ungeprüften, zugelassenen oder nicht zugelassenen und bekannten oder unbekannten Bio-Siegel echte und naturbelassene Produkte entstehen.
Eigentlich ist es schade, dass aus Kostengründen auf Zertifikate verzichtet werden muss. Das Interesse an solchen Produkten nimmt zu und die Orientierung im Dschungel der sogennaten „Bio-Ware“ (sogar bei Discountern – wie geht das denn?) fällt immer schwerer. Da könnten echte Gütekennzeichen helfen. Vielleicht kommen die regionalen Verbände auf die Idee, die bei ihnen beheimateten Produzenten bei der Zertifizierung zu unterstützen. Immer mehr Menschen entwickeln ein ökologischeres Bewusstsein und bevorzugen möglicherweise solche Regionen.
Sei es wie sei … solange helfen wir uns eben damit, den Produzenten kennen zu lernen in Deutschland oder anderswo oder regionale Angebote zu nutzen.
Möge Baum 89 wachsen und gedeihen und Katrin mit Vitaminen versorgen.
P.S. … und in Calabria gibt es nicht nur Peperonchino.
Danke für die Wünsche. Ja, Italien ist so reich an tollen, schmackhaften Produkten.
Die Adoptionsidee und auch die diversen Abonnements von zum Beispiel regionalen Gemüsekisten sind nicht nur eine nette Idee sondern ein wichtiger Vermarktungskanal für kleine Produzenten, die es aufgrund ihrer geringen Produktionsmenge nicht oder kaum in den Handel schaffen.
In und um Berlin selbst die leckeren Clementinen aus Kalabrien genießen?
Man kann sich im Übrigen bei mir an einer Sammelbestellung beteiligen, um die Versandkosten so niedrig wie möglich zu halten, vor allem, wenn man weniger als 30 kg möchte. Das geht noch im Januar für die späten Sorten oder dann wieder, bevor die neue Saison losgeht (Bestellungen können das ganze Jahr über eingehen bis spätestens Mitte Oktober 2016. Die Lieferung erfolgt dann ab der 2. Novemberhälfte bis Mitte Dezember). Wer Interesse hat, schreibt bitte mit gewünschter Kilogrammzahl und seiner vollständigen Adresse und Telefonnummer eine Mail an contact@simplywalter.biz und bekommt dann zur endgültigen Entscheidung ein Angebot mit dem Preis inklusive Versandkosten aus Italien. Abholung ist dann in Berlin-Köpenick.
Schönes Projekt und dazu appetitlich dargebracht – da bekommt man wirklich Lust auf Clementinen und eine Adoption! Ich werde darüber ernsthaft nachdenken, zumal ich ja bereits in Italien bin und so die Reise der Clementinen kürzer ausfallen wird.
Es gibt übrigens auch in Deutschland ähnliche Projekte: Mein Vater hat einige Weinreben in seiner Region adoptiert, kann, wenn er Lust hat, auf diesem Stück Land auch arbeiten und hat einmal jährlich seinen eigenen Wein.
Ja, es gibt viele Projekte, die so oder ähnlich angelegt sind. Bei einigen legt man sich auf einen längeren Zeitraum (Jahre) fest. Hier, bei diesen Clementinen aus Kalabrien muss man sich aber nicht auf Dauer festlegen, man kann Jahr für Jahr neu entscheiden und bestellen.
Danke für den interessanten Artikel
Was mir an dem Projekt gefällt, ist vor allem, man begreift wieder wann man was essen kann,
wenn man sich regional und saisonal also auch nachhaltig ernähren möchte.
So isst man die frischen ungespritzten Clementinen eben von November bis Februar und dann darf man sich auf die nächste Ernte und den schönen Geschmack der dann wieder frischen Ernte ein dreiviertel Jahr vorfreuen. Und wem die Zeit zu lang wird, der besucht „seinen“ Baum im Sommer, das finde ich ja richtig gut und ich hoffe, dass ich es mal dorthin schaffe, um mir entweder den Baum 89 angucken zu können oder vielleicht mir selber einen ausgucke…
In diesem Sinne vorfreudige Grüße (auch auf den nächsten Artikel)
MaJo
Danke für dein Feedback, MaJo.
In diesem Jahr (Ernte 2015/2016) waren sie besonders lecker aber (es ist, wie beim Wein) sie schmecken jedes Jahr etwas anders, wie Mutter Natur sie eben macht.
„Meinen“ Baum habe ich auch noch nicht besucht … vielleicht klappt es irgendwann einmal.
[…] eines der Fotos von Aldo Salatino. Ich schreibe auch nicht viel darüber, sondern verweise auf meinen Artikel von Dezember 2015, in dem ich über die Clementinen mit dem saftig-süßen Geschmack ausführlich erzählt habe. Viel […]