Wir sind mitten in der „Città Metropolitana di Torino“ und hier dreht sich alles um den Freisa di Chieri, dessen Namensgeberin die kleine, 18 Kilometer vom Zentrum Turins entfernte Gemeinde Chieri ist. Zumindest ist das so während des Freisa-Festes „Di Freisa in Freisa“, das in 2019 zum 10. Mal stattfand. Da ist die ganze Metropole auf den Beinen und alle, die Freisa im Piemont produzieren, geben sich ein Stelldichein. Doch der wohl prominenteste Weinberg der Region ist der Weinberg der Villa della Regina (Villa der Königin) und darum eben königlich, zumindest als hier noch die royale Familie residierte. Davon ist nur noch der Name geblieben, gleichwohl gehen auch heute noch majestätische Ideen von diesem magischen Ort aus.
Die Villa della Regina
Prinz Moritz von Savoyen, Sohn von Herzog Karl Emanuel I. und Caterina Michela von Spanien, ließ zu Beginn des 17. Jahrhunderts (dokumentiert 1615, 1618-1619) einen Komplex aus Villa, Weinberg, Grotten, Wasserspielen und Gärten auf den Hügeln von Turin nach dem Vorbild der römischen Villen anlegen. 1657 erweiterte seine Frau, Prinzessin Lodovica Cristina von Savoyen das Gebäude und die Gärten und lies Dekorationen und Einrichtungsgegenstände hinzufügen. Nach ihrem Tod 1692 ging die Villa auf Anne Marie d’Orléans, der Frau von Viktor Amadeus II., Königin von Sizilien und Sardinen über. Durch die Nachfolge dieser adligen Madame, die das Anwesen zu ihren Lieblingsaufenthaltsorten zählte, bekam der Komplex seinen endgültigen Namen, unter dem er noch heute bekannt ist: Villa della Regina.
Im 18. Jahrhundert wurde die Villa nach dem Geschmack der Zeit neu dekoriert und zu einem Ort für Genuss und Vergnügen. Nach dem „Verlust“ der königlichen Leitung wurde die Villa 1868 zum Institut für die Töchter der Militärangehörigen (eine Einrichtung, die 1975 abgeschafft wurde) und die Räume der Villa für Schulzwecke genutzt, mit Klassenzimmern, einer Mensa, Schlafstuben und Gemeinschaftsräumen.
Infolge ausgedehnter Kriegsschäden, mangelnder Instandhaltung, einer teilweisen Zerstückelung und unsachgemäßer Eingriffe war jedoch bereits seit den frühen 1950er Jahren die außergewöhnliche Anlage beeinträchtigt und das Gleichgewichts zwischen Gebäude und Garten empfindlich gestört, sodass dies fast zum Einsturz der Villa della Regina führte. Sie wurde dann 1994 an den Staat verkauft.
Dank öffentlicher und privater Mittel und der Intervention der Oberaufsicht für das geschichtliche und künstlerische Erbe des Piemont begann daraufhin die Restaurierung des Komplexes inklusive des Hangs für einen neuen Weinberg, der bis dahin komplett von Unkraut überwuchert und so aus dem Panorama der Stadt verschwunden war.
Heute ist die Villa della Regina ein Museum. Mit 5 Euro ist man dabei und kann sowohl die Villa als auch den auf mehreren Ebenen angelegten, spektakulären Park besichtigen, mit oder ohne Führung. Hier gib es dazu weitere Informationen (auf Italienisch).
Die Villa della Regina als Filmkulisse
Die Villa wurde oft als Filmset gewählt. Der erste dokumentierte Dreh war ein Kurzfilm aus der Pionierzeit des Stummfilmkinos in Turin: der 1909 von Ambrosio Film produzierte Stummfilm mit dem Titel „Spergiura“. Das jüngste Beipiel ist aus dem Jahr 2014, als die Miniserie „La bella e la bestia“ (Die Schöne und das Biest) des italienischen Fernsehen teilweise innerhalb und außerhalb der Villa della Regina gedreht wurde. Hier das Making of der Serie, in dem man die Villa della Regina von innen und außen gut erkennen kann. Ein weiterer Drehort war das Schloss von Agliè (ebenfalls eine Gemeinde in der Metropolitanstadt Turin).
Beide Gebäudekomplexe gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der königliche Weinberg
Es war eine schwieriger Eingriff, die vielschichte Interventionen erforderte, um den königlichen Weinberg (Vigneto reale) von Turin mit seiner über 400jährigen Geschichte wieder zu bepflanzen. Die Arbeiten wurden zwischen 2003 und 2006 vom Weinbaubetrieb Balbiano durchgeführt, streng beaufsichtigt durch die Behörden, die für die Bewahrung des geschichtlichen, künstlerischen, ethnisch-anthropologischen sowie des architektonischen und landschaftlichen Erbes des Piemont zuständig sind, denn der Weinberg wurde nur zur Pacht überlassen. Am Ende war die Hälfte des historischen Weinbergs wieder in Betrieb.
Dank der Zusammenarbeit mit der Fakultät für Landwirtschaft der Universität Turin und dem Nationalen Forschungsrat Turin (CNR) ist es dem Pächter Balbiano (seit 1941 selbst Weinproduzent in den Turiner Hügeln) gelungen, den Weinberg der Villa der Königin „Vigna Villa della Regina“ wieder zum Leben zu erwecken. Mit seinen circa 2.700 Freisa-Reben (dreier historischer und ebenso vieler experimenteller Klone, darunter auch der Freisa di Chieri), auf einer Gesamtfläche von 0,73 Hektar, ist Turin heute die einzige große italienische Stadt, die einen DOC-Weinberg innerhalb ihrer historischen Mauern besitzt.
Freisa di Chieri Superiore DOC Villa della Regina
Das erste experimentelle Erntejahr war das Jahr 2008: 1.000 Kilogramm Trauben, die in vielen Mikro-Vinifikationen verarbeitet wurden, um die Beste für diesen Freisa aus dieser besonderen, sich über der Stadt Turin erhebenden Weinbergslage herauszufinden. Die Ergebnisse waren außergewöhnlich gut und ermutigten Balbiano zu einer Weinbereitung, die für eine lange Lagerzeit ausgelegt war … eben ganz majestätisch.
Mit dem Jahrgang 2009 erfolgte dann die erste Ernte in der Lage „Vigna della Regina“, die für das Abfüllen bestimmt war: 4.000 Kilogramm reife und gesunde Trauben. Sie lieferten die ersten historischen Flaschen in limitierter und nummerierter Auflage von 4.000 normalen Flaschen zu 0,75 Liter, 60 Magnum*, 6 Jeroboam** und 2 Balthazar***.
Das Jahr 2011 markiert ein weiteres historisches Schritt für den Weinberg der Villa della Regina und für Balbiano. Im Mai wurden im Rahmen einer Wohltätigkeitsauktion in der Villa della Regina die ersten großen Formate des „Weins aus Turin“ verkauft, um Mittel für die Wiederherstellung der Gärten der Villa zu sammeln. Und im September, drei Jahre nach der Wiederbepflanzung, wurde der Weinberg der Villa della Regina in das DOC-Gebiet Freisa di Chieri eingegliedert und so darf sich der Freisa-Wein aus der königlichen Lage ab dem Jahrgang 2011 offiziell Freisa di Chieri Superiore DOC Villa della Regina nennen.
Ein zweiter Teil von weiteren 1000 Quadratmetern wurde 2015 angelegt. Damit ist der ganze Weinberg nun 0,81 Hektar groß. Dabei hat sich die Gesamtzahl der produzierten Flaschen kaum erhöht, es sind immer um die 4.000 (z. B. vom Jahrgang 2015 gibt es 4.184 Flaschen) und immer 60 Magnum, 16 Jeroboam und 2 Balthazar, die jedes Jahr aufs Neue nummeriert werden.
Dieser Freisa di Chieri Superiore DOC „Villa della Regina“ wird völlig ohne Holz ausgebaut. Seine Reifung erfolgt im Zement, um den Wein nicht mit noch mehr Tanninen anzureichern, als die reichlich natürlichen, die er schon besitzt. Zum Glück wird in den Produktionsregeln für den superiore der Holzeinsatz dem Ermessen des Erzeugers überlassen und nicht obligatorisch vorgeschrieben.
Noch mehr Freisa
In der Gegend um Turin regiert heute der Freisa di Chieri, auch wenn er nur 19% der gesamten Freisa-Produktionsfläche von 1024 Hektar im Piemont ausmacht. Damit stehen die Rebflächen in und um Turin an zweiter Stelle des Quanitäts-Ranking, gefolgt von 15% aus der Gegend um Alessandria, 9% um Cuneo und 2% andere piemontesische Anbauzonen. Den größten Anteil hat der Freisa d’Asti mit 54%.
Die Bereiche, in denen er produziert wird heißen demnach
- Freisa d’Asti DOC
- Freisa di Chieri DOC
- Monferrato DOC Freisa
- Langhe DOC Freisa
- Colli Tortonesi DOC Freisa
- Pinerolese DOC Freisa
- und als sogenannte „Ricaduta“ (wenn die Kriterien nicht für eine der oben genannten DOC erfüllt werden können oder wollen) Piemonte DOC Freisa.
Freisa war schon immer eine Rebsorte, die zugleich Herausforderung und Leidenschaft der lokalen Erzeuger darstellt. Sie fordert ihnen einen großen Respekt ab, mehr als der Nebbiolo (der unter anderem auch im Barolo und Barbaresco steckt), weil die Freisa-Traube wie ein wildes Pferd gezähmt werden muss. Seine Rasse bleibt dabei immer als Freisa erkennbar, auch wenn sie sich aus den unterschiedlichen Terroirs etwas anders ausdrückt.
Er ist so jung und modern, wie nie, obwohl er schon mindestens 502 Jahre auf dem Buckel hat, wie ein Dokument aus dem Jahr 1517 belegt, in dem die Steuern für den Verkauf von Freisa-Wein aufgeführt sind und woraus zu entnehmen ist, dass der Wein sehr geschätzt war, denn er erzielte einen angesehenen Preis.
Heute ist der Freisa-Wein eine willkommene Abwechslung im Weinglas für alle Genießer, die nicht dem Mainstream folgen und gern ihren Geschmackshorizont erweitern möchten. Wer es schön tanninhaltig mag und dazu noch eine gehörige Prise Frische, für den ist der Freisa-Wein gemacht.
Im Italienischen spricht man übrigens von der (il) Freisa, wenn es um die Rebsorte oder Rebe geht und von die (la) Freisa, wenn man den Wein meint.
Nebbiolo oder die liebe Verwandtschaft
Die DNA des Freisa stimmt zu 90% mit dem Nebbiolo überein. Man fragt sich noch heute, ob und wie Freisa mit dem Nebbiolo verwandt ist: Ist er (il Freisa) ein Sohn oder ein Bruder? Und bei einer Eltern-Nachkommen-Beziehung, wer ist dann das andere Elternteil? Vielleicht ist es eine verschwundene Rebe? Sicher ist, dass die Wiege der Freisa-Rebe im Piemont liegt, wie sich aus der genetischen Kartierung der Rebsorte ergibt.
Nebbiolo ist heute im Piemont vor allem mit der Langhe-Gebiet und dem Alto Piemonte verbunden. Man spricht von ihm dort seit dem 16. Jahrhundert. Auf seiner Reise hat er Spuren hinterlassen. Er kam im 16. Jahrhundert wahrscheinlich aus dem Veltlin, dem Alpengürtel, zog mit den Menschen über das nördliche Piemont (heute Ghemme, Gattinara, Fara, Boca, …), um dann über Carema und die Turiner Hügel (in denen er sich aber verlor und die heute mit Freisa bestockt sind) bis zu einer kleine Spur durch das Monferrato (der sehr kleinen Albugnano DOC) zu gelangen und den Weg Richtung Süden in das Roero-Gebiet und dann in die Langhe einzuschlagen, wo seine Reise jäh endet.
Auf dieser seiner Reise waren die einzigen Gebiete, auf denen der Nebbiolo keine Wurzeln geschlagen hat, die, auf denen schon Freisa steht. Der Grund: Freisa wurde als eine Rebsorte angesehen, die dafür geeignet war und ist, lagerfähige Weine hervorzubringen. Daher wurde kein Nebbiolo angepflanzt, wo die Rebflächen bereits mit Freisa bestockt waren. Andere Rebsorten haben hingegen eine allgemeinere Verbreitung gefunden, wie zum Beispiel Barbera, denn Barbera ist für die Piemonteser der Alltagswein, eine Art Volkswein und seine Kultivierung hat sich daher in der gesamten Region ausgebreitet.
Sag‘ es nicht durch die Blume
Der Freisa duftet vor allem als Jungwein sehr fruchtig nach Himbeeren, Erdbeeren, nach wilden Beerenfrüchten und zuweilen nach Kirschen und Pflaumen. Ausgeprägte blumige Aromen fehlen hingehen, auch wenn ab und an etwas Rosen- und Veilchenduft mitschwingt. Dafür charakterisiert ihn ein hoher Tanningehalt, lebendige Frische und Kühle im Mund und eine guter Struktur. Bei den lagerwürdigen Weinen kommen Noten süßer, warmer Gewürze hinzu.
Freisa ist eben eine Rebsorte mit starkem Charakter. Seine feine Säure macht ihn elegant und sehr vielseitig kombinierbar. Wichtig ist das Erreichen des richtigen Reifegrades der Trauben vor der Ernte, dann ist das Potenzial für die Weinherstellung schier unerschöpflich.
Eine Deklination des Freisa-Weins di Chieri
Bleiben wir nur allein in und um Turin, also beim Freisa di Chieri, so finden wir so viele verschiedene Weintypologien, um ein Menü – vom Aperitif bis zum Digestiv – zu begleiten: als Sekt in klassischer Flaschengärung oder als Charmat (im Tank gegärt), als roten Freisa-Wein vivace, frizzante, als Stillwein mit und ohne Holz, als süßen Schaumwein, als Passito-Wein und sogar als Chinato****.
Eine andere, noch heute lebendige Tradition ist die des „Chiaretto“-Machens aus Freisa, auch wenn diese Typologie nicht offiziell in den Produktionsrichtlinien steht. Das geschieht durch frühzeitiges Abziehen des Mostes von der Maische eine hellere Farbe und filigranere Struktur. Dieser Roséwein schenkt dafür noch intensivere fruchtigen Aromen als beim Rotwein, insbesondere nach Himbeeren, dem typischsten Erkennungsmerkmal für Freisa.
Früher wurden die Spumante-Weine traditionell als Süßweine ausgebaut und noch heute baut die lokale Gastronomie auf diesen Weintyp – schön kalt getrunken – als Kombination zu Desserts. Die bekannteste und im Heimatland am weitesten verbreitete Ausführung ist die mehr (meistens) oder weniger trockene, junge Frizzante-Version des Freisa di Chieri DOC-Weins.
Die Typologien „secco“ (trocken) und „Superiore“, letztere nach einem Jahr der Reifung, sind Weine, die aufwendige Gerichte der piemontesischen Küche gut begleiten aber bei den lokalen Verbrauchern lange Zeit weniger beliebt waren. Im Gegensatz zu ausländischen Genießern, bei ihnen sind die Stillweine, die erfolgreichere Ausprägung. Daher besteht seitens der Erzeuger ein erhebliches Interesse, das Wissen um die Rebsorte und ihr Potenzial bei den Verbrauchern und Weinhändlern zu vertiefen.
Roter Wein und Blasenstärke
Manche Leute würden es eher als „Blasenschwäche“ bezeichnen, denn roter Wein und Prickligkeit ist für diese „bäh“. Doch allen Verschmäher*innen sei gesagt, dass sie wirklich etwas verpassen. Gut gemacht munden rote Weine mit feinen Bläschen (vivace oder frizzante) wundervoll und passen perfekt zu cremigen Antipasti, fettreichen und rustikalen Speisen, Braten, zu Salami- und anderen Wurstbroten, die in Deutschland extrem beliebt sind. Denken wir nur an einen guten Bonarda aus dem Oltrepò Pavese, einen hochwertigen, trockenen Lambrusco oder eben einen Freisa-Wein. Sie sind ideale Begleiter für Gerichte der archaischen piemontesischen und generell italienischen Tradition und an Vielseitigkeit in der Speisenkombination kaum zu übertreffen.
Doch zurück zur Villa della Regina in Turin und der …
Urban Vineyards Association
Der urbane Weinberg mit Blick über die Stadt ist Ausgangspunkt noch für eine andere große Idee. Nicht umsonst sind die Anfangsbuchstaben des internationalen Namens des Verbands der urbanen Weinberge UVA, was auf Italienisch „Traube“ bedeutet. Es geht darum, die europäischen Weingärten, die auf städtischem Territorium liegen, zu vereinen, um ihnen mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung zu verleihen und ihre Arbeit, die oft die Erhaltung alter Sorten umfasst, zu würdigen.
Die städtischen Weinberge bilden jeweils eine kleine grüne Oase mit einzigartigen Kulturpflanzen in einer Metropolregion, die ein landwirtschaftliches, historisches und kulturelles Erbe von enormem Wert darstellen. So ist es im Laufe der Jahrhunderte vorgekommen, dass das, was früher Land war, in die Stadt eingegliedert und somit ein typisch ländliches Element „urbanisiert“ wurde. Was mit vielen Gemüsegärten, Gärten und Feldern passiert ist, die wir oft überraschend zwischen den Häusern und hinter Gebäuden sehen. So war das auch das Schicksal der Weinberge im Laufe der Jahrhunderte, die zum Beispiel in den von Klöstern umschlossenen Horten, in den Gärten der Paläste oder in einigen Anwesen der Vororte verblieben sind und von ihrer ländlichen Vergangenheit zeugen. Die Rebanlagen innerhalb der Städte sind oft Bewahrer einer unschätzbaren Biodiversität mit dem Anbau alter und sehr seltener Sorten, ohne sie jemals durch andere, produktivere oder vom Markt mehr nachgefragten zu ersetzen.
Im Oktober 2018 gaben sich die ersten Weinerzeuger aus historischen städtischen Weinbergen ein Stelldichein und diskutierten die Auswirkungen ihres Tuns auf die Kultur, die Landschaft, die Wirtschaft sowie auf das soziale Gefüge ihrer Stadt. Dabei entstand die erste Gruppe aus:
- Turin – Villa della Regina
- Paris – Clos MontMartre
- Neapel – Villa San Martino
- Brescia – Vigneto Pusterla
- Venedig – Laguna nel bicchiere (Lagunenweinberge – Lagune im Glas)
- Siena – Senarum Vinae (Weinberge von Siena)
- Pompeji – Villa die Misteri (Villa der Geheimnisse)
Die Pariser waren übrigens die ersten, die von der Idee begeistert waren, sind sie doch die Meister einer effizienten Weinkommunikation und wissen um die Macht der vereinten Kräfte und haben Luca Balbiano, den Präsidenten des Consorzio di Tutela e Valorizzazione delle DOC Freisa di Chieri e Collina Torinese und Förderer der Idee, als einzigen Italiener (der noch nicht einmal französisch spricht) glatt gleich zum Ehrenbürger der Republic of Mon Matre gemacht.
Andere wichtige urbane Anlagen eines Kalibers von Prag, Thessaloniki, Lyon und Lausanne haben bereits ihr Interesse bekundet, Teil der Gruppe zu sein. Berlin und Stuttgart wurden ebenfalls angesprochen, haben sich jedoch noch nicht geäußert. (Man kann sich auch gern bei mir melden, ich leite es weiter.)
So kommt aus der Weinbergslage Villa della Regina nicht nur ein toller Freisa-Wein, sondern auch jede Menge Anregungen und Ideen und dieses ambitionierte europäische Projekt unter dem Motto
Ex vitibus vita
Di Freisa in Freisa
Dieses Motto könnte auch gut als Grundlage für das große jährliche Freisa-Event „Di Freisa in Freisa“ dienen, das 2019 Ende Mai zum zehnten Mal stattfand. Doch da aus den Reben nur Leben kommen kann, wenn man die Weingärten nachhaltig bewirtschaftet, zogen sich Umweltschutzthemen und Nachhaltigkeitsüberlegungen in jeder Hinsicht wie ein roter Faden durch das Programm
- Nachhaltigkeit natürlich in Bezug auf die Umwelt und Achtung für das eigene Territorium,
- Nachhaltigkeit, was das Anwenden von Wissen und technischen Innovationen im Weinberg und in der Weinbereitung betrifft, sowie
- Nachhaltigkeit in der Kommunikation und Vermittlung von Kultur, Erfahrungen, Kenntnissen und Ideen
Das spiegelt auch das Logo (siehe Bild oben) der Jubiläumsausgabe wieder mit VR-Brille, der Rebenranke und dem Doktorhut auf den mit Freisa (in seinen verschiedenen Versionen) gefüllten Gläsern.
Ein Prosit auf die nächsten 498 Jahre, denn danach wird die Freisa-Rebe 1000 Jahre alt sein … und vielleicht eine neue Königin in der Villa della Regina mit einem Freisa-Wein darauf anstoßen.
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Mehr aus Italien gibt es hier.
Alle Fotos © Katrin Walter – simply walter
*Magnum-Flaschen haben 1,5 Litern Inhalt
**Jeroboam sind Flaschen mit einem Volumen von 3 Litern
***Balthazar ist eine Flaschengröße mit einem Volumen von 12 Litern
****Chinato ist die italienische Bezeichnung (sinngemäß „mit Chinarinde versetzt“) für einen Wein, der mit Bitteraromen, mit Chinarinde und verschiedenen Kräutern versetzt und aufgespritet wird. Traditionell wird dieser „bitter aromatisierte Wein“ oder auch Bitter Vino in Italien als Digestif getrunken, kann aber auch gekühlt und auf Eis einen „Apertivo“ abgeben.
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[…] zu sehen sein, zu Ehren der neuen Reiwa-Ära in Japan. Doch Katrin war im Mai kurz im Freisa-Land (kannst du bald hier lesen) und so verschob sich alles etwas. Du erfährst außerdem, was den April in Japan so besonders […]
Nach Lesen des Artikels von Katrin möchte man sich gleich drei Balthazare bestellen :-)
Lieber Norbert,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Turin ist auch wirklich eine Reise wert und auch der Freisa-Wein verdient eine Chance. Es gibt ihn in so vielen Versionen, dass jeder seinen finden kann.
Dann bin ich auch ganz stolz, dass du meine Infos in das Wein-Plus Glossar aufgenommen hast (https://glossar.wein.plus/villa-della-regina). Wow! :O Vielen Dank auch dafür :)
und liebe Grüße nach Wien
Katrin